Gründer treffen sich in der Silicon Allee
Berlin ist GründerhauptstadtAm Wochenende trafen sich Gründer, Jungunternehmer und Investoren an der Humboldt Universität zu Berlin. Veranstalter war der gemeinnützige Verein Startup Camp Berlin. Diese von Sascha Schubert mitbegründete Organisation soll Jungunternehmern (und denen die es werden wollen) eine Plattform bieten. Sie haben hier nämlich nicht nur die Möglichkeit zu netzwerken, sondern können auch auf ihre zukünftigen Investoren treffen.
Old Economy vs. New Economy
Die Zahl der Menschen, die das Model der Old Economy in Frage stellen, steigt. Diese Menschen meinen, es müsse auch anders gehen. Der Erfolg des Startup Camp Berlin e.V. lässt sich vermutlich auch gerade deshalb begründen. Seit seiner Gründung im Jahr 2005 verzeichnet der Verein steigende Teilnehmerzahlen. So wurde die Veranstaltung anfangs nur von 50 Besuchern aufgesucht, mittlerweile sind es 1000. Weit mehr als 150 Redner tummelten sich auf der diesjährigen Veranstaltung.
Der Vizepräsident für Forschung von der Humbold Universität, Prof. Dr. Peter A. Frensch, hat in seiner Willkommensrede die Wichtigkeit der Universität betont. Immerhin gründen viele Studenten Unternehmen. Die universitäre Wissenstransformation, so Frensch, habe deshalb eine herausragende Bedeutung. Diese Geisteshaltung barg gewisses Konfliktpotential, das der nächste Redner, Thomas Miller, ansprach. Nach Millers Auffassung sei das heutige Bildungssystem zu theoretisch und zu restriktiv. Die Vernunft sei in diesem System sehr viel wichtiger als die Kreativität. Studienabbrecher wie Bill Gates und Mark Zuckerberg haben es ja schließlich auch außerhalb des etablierten Bildungssystems geschafft. Vielleicht hat Sean Parker, Gründer von Napster, gerade deswegen auch von “Napster University” gesprochen.
“When these incredible tools of knowledge and learning are available to the whole world, formal education becomes less and less important. We should expect to see the emergence of a new kind of entrepreneur who has acquired most of their knowledge through self-exploration.” (Sean Parker)
Miller würde aber nicht für die U.S-Botschaft arbeiten, wenn er gemäß den diplomatischen Statuten nicht auch verbindende Worte finden könnte. So hat er mit seiner Liste der 7 Faktoren für unternehmerischen Erfolg auch gleich Verbesserungsvorschläge präsentiert. Praxiserfahrung, Wettbewerbsgedanke, netzwerken, ein sicheres Umfeld in dem Studenten auch Misserfolg erleben können, ein Umfeld, das echte Verkäufer ausbildet und sie herausfordert, zum Beispiel mit fast unerreichbaren Deadlines, sollten integrale Bestandteile einer auf Unternehmsgründung ausgelegten Bildung sein.
Sparen, sparen und nochmals sparen
Erfolgreichen Unternehmern wird nur allzu oft vorgeworfen, sie würden mit Geld um sich werfen. Wenn man ihnen aber genau zuhört, wird man das genaue Gegenteil feststellen. Sparen gehört gerade bei Jungunternehmern zum A und O. Zu hohe Kosten können diesen nämlich das Genick brechen.
Wie es ausgehen kann, wenn man nicht mehr spart und zu viel ausgibt, veranschaulichte Stargast Frank Thelen. Seine Schulden waren an einem Punkt so hoch gewesen, dass er sie eigentlich nicht mehr hätte zurückzahlen können. Thelen hat es aber geschafft sich aufzurappeln. Die drohende Privatinsolvenz konnte er glücklicherweise abwenden. Als Investor ist er mittlerweile nicht nur an zahlreichen namhaften Unternehmen wie mytaxi und KaufDa beteiligt. Er hat es auch geschafft, eigene Produkte erfolgreich am Markt zu etablieren. Darunter fällt die mehrfachausgezeichnete App doo (mittlerweile Scanbot). Als erfolgreicher Unternehmer und Investor tritt er außerdem auch seit 2014 als einer der Löwen bei der Sendung “Höhle der Löwen” auf.
Vom Sparen kann Joachim Hunhold ein Lied singen. Er hat als ehemaliger Arbeitnehmer so viel angespart, dass er auch ohne Arbeit für 5 Jahre hätte überleben können. Diese Herangehensweise resultiere aus der Überlegung heraus, auch als Arbeitsnehmer gewisse Handlungsfreiheiten zu genießen. 1991 hat er schließlich Air Berlin aufgekauft. Hunhold sicherte sich damals Marktanteile durch seine anfängliche sehr starke Ausrichtung auf Nischen, eine starke Kundenbindung sowie gute Provisionsangebote an Reisebüros.
Zwischendurch gab es eine kurze Diskussion. Die Diskutanten haben sich die Frage gestellt, warum Berlin so attraktiv für Unternehmensgründer sei. Die “überraschende” Antwort: Berlin ist vergleichsweise billig, aber sexy.
Deutschlands wacher Unternehmergeist
Veranstaltungen wie die des Startup Camp Berlin zeigen den wachen Unternehmergeist Deutschlands. Sie geben den Unternehmern durch die zahlreichen Workshops und Seminare Wissen und Orientierung, den Investoren auf der anderen Seite Möglichkeiten während eines Pitch-Marathons in die Ideen von morgen zu investieren. Brücken schafft das Startup Camp Berlin aber nicht nur zwischen Kapitalgebern und -nehmern oder Altunternehmern und Jungunternehmern, sondern auch den Arbeitnehmern. Ihnen zeigt das Camp eine echte Alternative auf.