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Brexit-Gegner & Clinton-Unterstützer bestrafen YouTube

Unternehmen entziehen YouTube 750 Millionen US-Dollar

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In der letzten Zeit machen YouTuber ganz seltsame Beobachtungen. Videos werden gemeldet, erscheinen nicht mehr im eigenen Videokanal oder die Anzeigenschaltung ist deaktiviert worden. Seit etwa ein paar Wochen wissen wir jetzt auch warum. Große Anzeigenkunden im Vereinigten Königreich und später auch den USA haben sich darüber beschwert, dass ihre Werbung neben extremisstischen Inhalten auftaucht. Das sei schlecht fürs Image. Sie boykottieren daher vor allem YouTube und teilweise auch den Mutterkonzern Google. Es geht um 750 Millionen US-Dollar Werbebudget.

YouTube hat schnell auf diesen Boykott reagiert und bietet seinen Werbetreibenden neuerdings Sicherheitsfeatures für die Anzeigenschaltung an. Auch Werbung muss heutzutage vor dem bösen Internet geschützt werden. Es hat sich wohl herausgestellt, dass Internetnutzer einfach zu intelligent oder zu bekloppt sind. Ich kann über mich sagen, dass ich in beiden Bereichen sehr gut vertreten bin. Ich bin wohl nicht zuletzt auch deshalb von dieser Maßnahme betroffen. Einige meiner YouTube-Videos tauchen im sogenannten “eingeschränkten Modus” nicht mehr auf. Auf der anderen Seite gibt es bei ganz vielen YouTube-Videos, die ich mir ansehe, keine Werbung mehr. Auf der Suche nach Antworten auf diesen konfusen Umgang mit dem Internet kam ich selber auf folgende Erklärung: Der Google-Algorithmus schützt mich jetzt vor mir selber, denn als Konsument soll ich vermutlich auch nicht mehr bestimmte Produkte konsumieren. Bevor ich jetzt zu viel herumphilosophiere, warum die Werbe-Roboter mich nicht mehr mögen, ist es glaube ich besser, sich anzuhören, was die Unternehmen selber dazu sagen. Der Tenor dieses Boykotts wird von Marc Pritchard, der als Chief Marketing Officer für den vielleicht größten Anzeigenkunden Procter & Gamble arbeitet, am besten beschrieben:

“Die Tage, an denen wir bei den digitalen Medien ein Auge zugedrückt haben, sind vorbei. Es ist Zeit erwachsen zu werden.”

Kontrollverlust

Natürlich dürfen Anzeigenkunden einen gewissen Standard erwarten. Wenn Jesuslatschen beworben werden, ist es daher nicht im Sinne des Produkts oder des Unternehmens, wenn die Anzeige neben einem Video auftaucht, in dem eine Dschihad-Bombe hochfliegt. Jesus war nämlich Christ. Das Beispiel ist übrigens nicht sehr weit hergeholt. Die Sunday Times hat auf Grundlage eines ähnlichen Beispiels YouTube für seine Anzeigenpolitik kritisiert. Die ganze YouTube-Problematik um extremistische Inhalte schaukelte sich hoch, als PewDiePie, der größte YouTuber der Welt, einen Antisemitismus-Witz machte und von den Medien dafür attackiert wurde. Die Medien haben jedoch ein Glaubwürdigkeitsproblem. Sie haben vor allem aber ein Verständnisproblem. Sie verstehen das Internetz und die darin lebenden Kreaturen nicht. Ich versuche das mal zu erklären: Die Internetgemeinde sieht sich tagtäglich Videos von einem Affen an, der alte Omis mit seinem eigenen Kot beschmeißt. Das Video gibt es übrigens wirklich – hat mehr als 3 Millionen Aufrufe:

In diese Rubrik der geschmacklosen Witze reiht sich der Antisemitismus-Witz von PewDiePie ein, so sieht es jedenfalls das Internet. Die Netzgemeinde hat auf die kritischen Presseartikel genau deshalb gelassen ja sogar etwas verständnislos reagiert. So etwas sieht sie halt jeden Tag. PewDiePie hat seit dem sogar mehr als 2 Millionen Abonnenten dazugewonnen. Also wenn man bis hierhin nicht begriffen hat, wie das Internet funktioniert, hat man ein gewaltiges Marketing-Problem. Die Anzeigenkunden scheinen nicht begriffen zu haben, sie haben aber etwas wichtiges realisiert. Irgendwann zwischen all diesen für das Establishment unverständlichen Ereignissen müssen sie realisiert haben, dass sie so langsam aber sicher die Kontrolle über ihre schöne heile Welt verloren haben.

Zwei Welten, die sich nicht verstehen

Marketingabteilungen waren für eine lange Zeit hervorragende Arten Gelder herunterzuspülen. Zeitungen, Litffaßsäulen, Radio- und Fernsehsendungen und Toiletten der Wall-AG waren bisher die üblichen Verdächtigen, wenn es um Werbeflächen ging. Ich rede deshalb von “runterspülen”, weil diese Werbflächen zwar mehr oder weniger gut ein Unternehmen präsentieren können, als Anzeigenkunde hat man jedoch überhaupt keine Ahnung, wie effizient diese Art der Werbung ist. Man weiß einfach nicht, wie häufig eine Fernsehwerbung angesehen geschweige denn in Umsatz umgemünzt wird. Mit einem Anzeigenprogramm wie dem von Google ändert sich dieses Spiel. Werbung kann im Internet sehr zielgerichtet eingesetzt und wirtschaftlich bewertet werden. Der YouTube-Boykott kommt den großen Werbeagenturen daher sehr gelegen. Ein Vertreter einer Werbeagentur hat diesen Boykott sogar genossen. Er genieße es, dass dieser Google-Tyrann mal etwas leidet. Gemeint war wohl, dass wenn YouTube-Anzeigen flach fallen, er noch mehr Geld runterspülen kann. Wir sollten auch nicht vergessen, dass Fernsehwerbung, bei der man nicht weiß, wie viele und welche Menschen sie tatsächlich erreicht, sehr viel teurer ist, als zielgerichtete Internetwerbung. Macht natürlich absolut Sinn.

Picard facepalm HD

Der Boykott wegen ein paar extremistischen und terroristischen Videos ist natürlich vollkommen überzogen und wirtschaftlich schädigend. Das hat ein Anzeigenkunde erfahren, als er vor lauter Aufregung auch die Google-Anzeigen boykottiert hat. Dieser Boykott hielt jedoch nicht lange an, da ihm plötzlich aufgefallen war, dass die Besucherzahlen für seine Webseite zurück gingen. Er stoppte den Google-Boykott und begrenzte ihn nur auf YouTube. Hier prallen ganz einfach zwei Welten aufeinander. Auf der einen Seite werden in hygienisch reinen und abgeschirmten Umgebungen Menschen als Maschinen dargestellt. Auf der anderen Seiten ermöglichen digitale Maschinen dem Menschen das Menschsein. Welche Seite wird da wohl gewinnen? Das Internet! Die Forderung der Anzeigenkunden gegenüber YouTube, Werbung nur in sicheren Umgebungen einblenden zu lassen, zeugt von purer Unwissenheit und maßloser Arroganz. Wenn YouTube “erwachsen”, hygienisch rein und ein abgeschirmter Ort wird, an dem nur eine handverlesene Gruppe vertreten ist, wäre es nicht mehr YouTube, sondern das Fernsehen.

Fake News

Wie in einem meiner letzten Artikel besprochen, arbeiten hier soziale Netzwerke in Kooperation mit internationalen Konzernen und Staaten zusammen, um Trends zu bereinigen und zu kontrollieren. Die Extremismus- und Terrorismus-Videos sind nicht der Grund, warum YouTube und andere Netzwerke Inhalte sperren oder zensieren. Aus technischer Sicht ist es ohne Weiteres möglich, extremistische Kanäle und Inhalte sogar relativ zügig zu sperren. Und soweit ich das berurteilen kann, wird das auch gemacht. Mit diesem Boykott wird vorrangig Zensur und die Demonetarisierung von unliebsamen Themen angestrebt.

Konzerne hatten es bisher ziemlich einfach, wenn es darum ging, das Meinungsbild der Öffentlichkeit zu beeinflussen. Auch der Zugang zur Politik und der Gesetzgebung war Lobbyisten nie verwehrt worden. Diese Macht schwindet dahin. Wenn das Vereinigte Königreich die EU verlassen kann, können das auch andere Staaten. Wenn die EU fällt, fällt damit auch eine einfache Möglichkeit in Brüssel Lobbyarbeit zu leisten und Politiker zu bestechen. Wenn Nigel Farage in UK und Donald Trump in den USA das politische Schicksal von Nationen ändern können, dann sind auch noch ganz andere politische Konstellationen denkbar. Dass diese für die meisten sehr überraschenden Großereignisse etwas mit den Zensurmaßnahmen zu tun haben, zeigt sich durch die Aussagen einiger Unternehmen. Danach sei vor allem das Thema um Fake News 10.000 mal schlimmer. Man versucht die Ursachen von politischen Versagen auf die alternativen Medien zu schieben. Ein Havas-CEO rät in einem Artikel vom November 2016 sogar dazu, dass wir vom Trump-Unglück lernen können. Dass an der Stelle das Internet zensiert werden sollte, hatte in dem Moment wohl niemand geahnt.

Natürlich habe ich hier keine Mühen gescheut, um diese These zu beweisen. Dazu habe ich mir die Liste von 36 am Google und YouTube-Boykott teilnehmenden Unternehmen angeguckt und die politischen Positionen der Vertreter zum Brexit oder zu Trump herausgesucht.

Unternehmen (UK)Anti-BrexitPro-ClintonAnti-Trump
Aviva  
Domino’s Pizza  
Havas  
Heinz¹  
HSBC  
L’Oréal  
Lloyd’s Bank  
Marks & Spencer  
O2  
Royal Bank of Scotland  
Royal Mail  
Sainsbury’s²  
The Guardian  
Unternehmen (USA)Anti-BrexitPro-ClintonAnti-Trump
AT&T  
Beam Suntory Inc.³  
Dish Network  
Enterprise Rent-A-Car⁴  
FX Networks⁵  
General Motors  
GlaxoSmithKline  
Johnson & Johnson  
Nestlé  
PepsiCo  
Starbucks  
Verizon  
Wal-Mart  
¹Gehört zu Berkshire Hathaway (Warren Buffet)
²Zusammengefasst mit Argos
³Hat 2016 (mit Ausnahme von Richard Burr) fast ausschließlich Repräsentanten / Senatoren unterstützt, die sich während der Präsidentschafts-Vorwahlen gegen Trump ausgesprochen haben.
⁴Teil der Crawford Group
⁵Teil von News Corp

Die Positionen stammen von einzelnen Führungspersönlichkeiten und sprechen mit Sicherheit nicht für das gesamte Unternehmen. Aber man kann selbstverständlich davon ausgehen, dass Unternehmensvertreter politische Äußerungen mit ihren PR-Abteilungen und der Führungsebene abgesprochen haben. Bei den Unternehmen die im Vereinigten Königreich boykottieren, habe ich deren Brexit-Position überprüft. Bei den Unternehmen die in den USA boykottieren, habe ich deren Clinton- bzw. Trump-Position überprüft. Lange Rede, kurzer Sinn: Fast 80 Prozent der Unternehmen sprechen sich gegen den Brexit und 100 Prozent der Unternehmen sprechen sich für Clinton bzw. gegen Trump aus. Die 20 Prozent Brexit-Enthaltung sind in den meisten Fällen auf Eigeninteressen zurückzuführen. McDonald’s beispielsweise, auch einer der am Boykott teilnehmenden Unternehmen, möchte einige Monate nach dem Brexit den europäischen Konzernsitz ins Vereinigte Königreich verlagern und gab sich bei der Brexit-Diskussion neutral.

Brexit und Trump waren die Auslöser für diesen massenhaften Google-Boykott. Aber Google zu boykottieren ist wie die Luft zum Atmen zu boykottieren. Kann man machen, kann aber tödlich enden. Zudem verkennen die meisten Unternehmen, dass Google nicht das Internet ist. Ich für meinen Teil werde versuchen, all diese Unternehmen von nun an auch zu boykottieren. Ich fange bei Jim Beam an und gelobe hiermit heilig, dass ich von nun an nur noch fast ausschließlich schönes deutsche Gebräu trinken werde.