Elon Musk, der falsche Genius
Verbannte Twitter-Accounts kommen zurückNach der 44 Milliarden Dollar-Übernahme von Twitter ging es turbulent zu. Elon Musk feuert die Twitter-Chefs, tausende Mitarbeiter folgen. Alle möglichen Interessengruppen melden Bedenken an. Merken jedoch zu keinem Zeitpunkt, dass gerade sie es waren, die solche Plattformen mit all ihren Praktiken über Jahre hinweg so förderten. Musk ist weder der Genius, für den ihn viele halten, noch ist er der Retter der Meinungsfreiheit.
Musk hat eine Reihe von einst verbannten Twitter-Konten reaktiviert. Nach einer Musk-Umfrage ist jetzt auch Donald Trumps Twitter-Konto wieder da. Über 130 Millionen sollen die Umfrage gesehen haben, 15 Millionen Twitter-User stimmten ab. Trump hat bereits das Twitter-Angebot abgelehnt. Trumps eigene Truth Social-Plattform sei besser als Twitter. Ob er den fast 90 Millionen Followern widerstehen kann, ist fragwürdig. Gerade bei den Wahlmanipulationen seiner Gegner scheint Twitter früher oder später alternativlos zu sein.
So weit, so gut.
Musk kündigte allerdings an, das Twitter-Konto von Alex Jones (Infowars) nicht wieder freizuschalten. Das dürfte Jones egal sein, er hat sich mittlerweile nahezu unabhängig gemacht und seine eigene Plattform kreiert. Dennoch ist die Frage wegweisend für Twitter: Darf jemand wie Alex Jones im öffentlichen Raum existieren? Musk verneint. Musk habe miterleben müssen, wie sein Erstgeborenes in seinen Händen starb. Er habe deshalb keine Gnade für Menschen, die den Tod von Kindern für Ruhm oder politische Vorteile nutzen. Jetzt muss man natürlich wissen, dass Musk Covid-Impfungen unterstützt. „Die Wissenschaft ist unmissverständlich“. Ob er weiß, dass Kinder nach dem Erhalt der Covid-Impfung im Rollstuhl landeten?
Musk trifft hier eine absolut irrationale Entscheidung. Der Widerspruch einer solchen Aussage ist eklatant.
Wer glaubt, dass Twitter mit Musk die erhoffte Befreiung vom Mainstream-Meinungskorridor bringt, wird enttäuscht werden. Soziale Kanäle stehen immer unter der Kontrolle der Eigner und Investoren. Deren Interesse ist nicht Meinungsfreiheit, sondern Gewinnmaximierung auf Grundlage variierender Ideologien. Nutzer sollten im selben Zug ihre Interessen nicht aus den Augen verlieren und sehr bewusst mit diesen sozialen Kanälen umgehen. Ich zweifle nicht am Erfolg von Twitter, dieser wird aber in Dollar und nicht in Wahrheit gemessen.